Vorbemerkung (pk):

DevotionalienHauschenPfeilAuf dem Heiligen Berg Niederbayerns - dem Bogenberg - haben Franz-Xaver Six und Hermann Mayer eine beeindruckende Panoramatafel mit Blick über das Donautal und das angrenzende Hügelland bis hin zu den Alpen für den interessierten Besucher aufgestellt. Hermann Mayer hat die erläuternden Texte der Tafel für das online-Projekt RePaLi aufbereitet. Eine Originalansicht der Tafel ist bei den Wandertour-Bildern Bogenberg über den Lippweg enthalten: Link 

Aber natürlich ist noch beeindruckender, den Ausblick in Natura zu erleben. Ob dann aber die Fernsicht so toll ist? Die Bergfex-Webcam auf dem Hirschenstein könnte dabei hilfreich sein: Link. Falls aber der Blick in die Ferne doch getrübt sein sollte lohnt immer ein Besuch in der Wallfahrtskirche Bogenberg mit hunderten von "Maria-hat-geholfen"-Kerzen und -Votivtafeln. Auch im Gasthaus "zur schönen Aussicht" hätte man wenigstens einen tollen Blick über das Donautal von Deggendorf im Osten bis im Westen weit über Straubing hinaus.

Die Tafel steht unmittelbar über dem steilen Südabhang des Bogenberges, am westlichen Zugang zur Kirche, hinter dem ersten Devotionalien-Häuschen rechts am Ende des Pilgerweges, der vom Stadtplatz Bogen auf den Heiligen Berg führt.

Bogenberg: Das einzigartige Erscheinungsbild des „Heiligen Berges Niederbayerns“ mit seinen steilen Hängen an der Süd- und Ostseite wurde durch die Erosionstätigkeit der Donau als Prallhänge* herauspräpariert. Auffällig zerbrochene und aufgeriebene Gesteine (z.B. Perlgneis auch Mylonit genannt)* bauen an dieser Störungslinie fast den gesamten Berg auf. Extreme klimatische Bedingungen aufgrund der Steilheit, der starken Sonneneinstrahlung, der Winde, der Trockenheit, der Nährstoffarmut, des Frosts und der sommerlichen Hitze herrschen hier für Flora und Fauna*.

Vordergrund:

VierfeldTafelBberg Kopie

Donaurandbruch: Sie stehen hier am südlichen Abhang des Bogenberges, direkt am sog. Donaurandbruch. Diese Störungslinie bildet die Grenze zwischen dem Bayerischen Wald und dem Gäuboden. Sie ist eine sehr markante Bruchlinie in der Erdkruste, an der eine beeindruckende Erdgeschichte geschrieben wurde. Gewaltige Kräfte hoben hier bereits vor ca. 350 Mio. Jahren das Grundgebirge des Bayerischen Waldes zu einem Hochgebirge empor. Vor erdgeschichtlich „jungen“ 70 Millionen Jahren, gegen Ende der Kreidezeit, als die Hebung der Alpen begann, wurde dieses zwischenzeitlich fast eingeebnete Grundgebirge erneut angehoben und bildet den heutigen Bayerischen Wald. Das Gebiet zwischen den sich heraushebenden Alpen und der Donau sank tief ab. Somit hat sich hier eine Höhenverschiebung (Verwerfung) verschiedener Teile der Erdkruste* um mehr als 1300 m vollzogen. Von dieser gewaltigen Höhendifferenz erschließen sich unserem Auge gerade einmal ca. 110 m bis zur Donau hinunter. Der abgesunkene Bereich, das sog. Molassebecken (Molasse lat. „gemahlen“) zwischen der Donau und den Alpen, wurde nämlich im Laufe der Zeit von über tausend Metern mächtigen tertiären Meeres- und Süßwasserablagerungen aufgefüllt. Diese wurden im Quartär, dem sog. Eiszeitalter der vergangenen 2,6 Mio. Jahre, wiederum von Flussgeröllen und -sanden bis zu fünfzig Meter hoch überschottert.


Donau: Die Donau ist der einzige große Fluss Europas, der von West nach Ost fließt. Faszinierend ist ihre Entstehungsgeschichte. Je nachdem, in welche Richtung das Alpenvorland bei der Hebung der Alpen nach Osten oder nach Westen kippte, passte sich die Donau an und änderte ihre Fließrichtung. Selbst die Ur-Aare, die obere Rhone und der heutige Alpen-Rhein waren einst Quellflüsse des Donausystems. Ähnlich einem Fischgrätmuster strömten der Urdonau die Gewässer von Nord (z.B. der Ur-Main) und Süd zu. Als vor ca. 1 Mio. Jahren der Rhein entstand (Oberrheingrabenbruch) wurden ihr die westlichen Einzugsgebiete entzogen und die Gewässer flossen dem Rhein zu. Selbst heute noch gibt die junge Donau an etwa 155 Tagen ihr ganzes Wassers über die Donauversinkung bei Immendingen (unterirdische „Schwarze Donau“) durch die Aachquelle (Aachtopf, wasserreichste Karstquelle Deutschlands) an den Bodensee und somit an den Rhein ab. Mehr als 2 Mio. Jahre durchfloss die Urdonau als sog. Altmühl-Donau das Wellheimer Trockental und das Altmühltal. Seit etwa 80 000 Jahren nimmt nun die Donau den kürzeren Weg durch die bereits von Nebenflüssen der früheren Altmühl-Donau vorgeformte Weltenburger Enge.
Nimmt man bei den unterschiedlichen Quellendefinitionen der Donau die Breg als Ursprung, dann hat sie bis an den Fuß des Bogenberges etwa 550 km zurückgelegt. Gut 2300 km Strecke liegen bis zum Mündungsdelta noch vor ihr. Bei einer Breite von über zwei Kilometern führt die Donau dort gewaltige Wassermassen (Abfluss bis zu 16 000 m³/sek, durchschnittlicher Abfluss ca. 7 000 m³/sek, Rhein ca. 2 300 m³/sek) und schiebt sich mit etwa 70 Mio. Tonnen Geröll und Schwebstoffen pro Jahr bis zu 50 m ins Schwarze Meer hinaus. Das heutige Donautal ist geologisch betrachtet sehr jung. Es bildete sich erst während der letzten Eiszeit (Würmeiszeit), die vor ca. 12 000 Jahren endete. Die Wasserführung der Donau am Ende der Eiszeit war wegen der gewaltigen Schmelzwassermengen bedeutend größer. Heute beträgt der durchschnittliche Abfluss bei einer Flussbreite von ca. 150 m etwa 450* m³/sek. Erst seit dem 19. Jahrhundert wurde die Donau von Menschenhand in ihr gegenwärtiges Bett gezwängt. Verheerende Hochwasser in den letzten Jahren führten dazu, dass man der Donau in Zukunft wieder mehr Raum geben möchte.

Mittelteil:
Der Gäuboden, der auch als Dungau bezeichnet wird, ist das größte Lössbodengebiet Bayerns. Während der letzten Eiszeit wehten Stürme aus weitgehend vegetationsarmen Landschaften im Vorfeld der Gletscher viel kalkhaltigen Staub an, woraus sich dann eine bis zu sechs Meter dicke Löss-Schicht bildete. Wegen des sehr fruchtbaren Bodens wird dieser Landstrich die Kornkammer Bayerns genannt. Seit wenigen Jahren „erntet“ man im Gäuboden neben landwirtschaftlichen Produkten auch Elektrizität in z.T. riesigen Photovoltaikanlagen, zu erkennen an den hellen, manchmal spiegelnden Flächen auf der Panoramaansicht.
Die Breite des Gäubodens beträgt rund 15 km vom Fuße des Bayerischen Waldes bis zum tertiären Hügelland im Süden bei Landau. Längs der Donau erstreckt sich der Gäuboden von unterhalb Regensburgs bis zur Pleintinger Enge (Durchbruchstal der Donau bei Vilshofen) mit Straubing als Zentrum.

 

Hintergrund:
Niederbayerisches Hügelland:
Das niederbayerische Tertiärhügelland unterteilt sich in das Donau-Isar-Hügelland (Höhenrücken südl. Niederschneiding) und das weiter südlich gelegene Isar-Inn-Hügelland (Höhenrücken bei Landau), welches im Süden durch das untere Inntal begrenzt wird.
Entstehung: Während des Tertiärs (Beginn vor ca. 65 Mio. Jahren), als die Alpen empor gehoben wurden, sank im gleichen Maße der Bereich zwischen der Donau und den Alpen in die Tiefe*. Es bildete sich ein riesiger Trog, in dem sich der Abtragungsschutt der aufsteigenden Alpen sammelte. Das Gebiet blieb zwar völlig gletscherfrei, im Wechsel der Kalt- und Warmzeiten während der Eiszeiten gab es jedoch wegen der großen Schmelzwassermengen beträchtliche Talbildungen, aber auch Aufschüttungen. Dies führte zur heutigen typisch hügeligen Oberflächenform dieses Landschaftsraumes.
Alpen:
Bei ausgeprägter Südföhnlage mit Sichtweiten bis rund 200 Kilometer kann man vom Bogenberg aus die nördlichen Kalkalpen und sogar Teile der Zentralalpen (z.B. Großglockner) gut erkennen. Wegen der Erdkrümmung und des vorgelagerten Hügellands sieht man einen Teil der niedrigeren Alpenvorberge (z.B. Gaisberg bei Salzburg) nicht. Berge mit einer Höhe von über 1700 m sind bei guter Fernsicht als Schattengebilde vor den dahinter liegenden höheren Gebirgsstöcken (z.B. Schafberg vor dem Dachstein, Untersberg bei Salzburg vor dem Hochkönig, Hochstaufen/Zwiesel vor dem Hochkalter) auszumachen. Auch das eiszeitlich überformte Voralpenland mit seinen Moränenzügen und Seen (z.B. der Chiemsee vor den Chiemgauer Alpen) liegt zu tief.
Entstehung: Durch den Zusammenstoß der Afrikanischen Platte und der Eurasischen Platte wurden Gesteinsschichten während der Kreide- und Tertiärzeit übereinander geschoben, gefaltet und zum Hochgebirge (junges Faltengebirge) angehoben. Nur die gleichzeitig stattfindende Abtragung verhindert ein weiteres Höhenwachstum der Alpen, die pro Jahr 1 mm angehoben werden. Über den geologisch kurzen Zeitraum von 1 Mio. Jahren sind das immerhin 1000 m.

*Siehe Infotafeln: Naturlehrpfad Bogenberg, Schautafel Geotop Bogenberg
* Hochwassernachrichtendienst Bayern (Jahresreihe 1926 – 2012)
Initiator/Text: H. Mayer, Bogen - Fotos: pk