Klar, die Beiden sind keine Zwillinge oder Stiefgeschwister, aber in ihrer Heimat Straubing - Christian geboren 1969 in Straubing - und Gerold, geboren im selben Jahre ebenda - gelten sie als hochmusikalische Zwillinge, wenn sie etwa kongenial Schuberts "Schöne Müllerin" oder die "Winterreise" interpretieren. Dabei verlief beider Karriere nicht unbedingt zielstrebig auf das Konzertpodium zu.
Hineingeboren in eine höchst aktive und weithin anerkannte Musikszene der siebziger Jahre im niederbayerischen Straubing, wesentlich - aber nicht nur - getragen vom Vater Gerold Huber sen. und dem von ihm im Jahre 1967 gegründeten und bis 2008 geleiteten Kammerchor Straubing, brachte sich zwar besonders Christian in das dortige Konzertleben ein, auch in den Dörfern des Umlandes, etwa in Steinach bei der Missa in C des niederösterreichischen Chorregenten Franz Schneider (1737-1812) anl. des zehnjährigen Jubiläums des dortigen Musikvereins.
Gerold jun. begann 1988 nach seinem Abitur am Straubinger Anton-Bruckner-Gymnasium mit einem Stipendium das Studium er an der Hochschule für Musik und Theater München, Klavier bei Friedemann Berger und Liedbegleitung ( "Liedgestaltung") mit Helmut Deutsch. Aber schon da besuchte er zusammen mit dem Sänger Christian Gerhaher eine Meisterklasse bei Dietrich Fischer-Dieskau in Berlin.
Im Jahre 2021 vollenden die beiden auf elf CDs die Gesamteinspielung aller 299 Lieder Robert Schumanns. Bei den Münchner Opernfestspielen 2022 sind die beiden mit Schumann-Liedern zu erleben. Die SZ jubelt bei ihrer Kritik "Romantisches Schweben" : "Christian Gerhaher und Gerold Huber betören mit Schumann-Liedern im Prinzregententheater."
In der Reihe "Neue Töne" Werkstatt Neues Lied der Konzertfreunde Straubing am 30. Juli 2023 in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Kultur und Forschung, Bogen-Oberalteich:
Katja Stuber*), Sopran - Christian Gerhaher, Bariton - Gerold Huber, Klavier
Werke von Olivier Messiaen (1908 – 1992), Michael Bastian Weiß (*1974), György Kurtág (*1926) und Heinz Holliger (*1939)
Der Kritiker im Straubinger Tagblatt: "Am Ende euphorischer Applaus" - Foto: pk Konzert-Schnappschuss
*): Es ist schon zu bedauern, dass es in RePaLi aufgrund der selbstgestellten Aufnahmekriterien keinen Beitrag über diese hervorragende Sopranistin geben darf. Wenigstens ein Link sei erlaubt!
Christian Gerhaher studiert nach dem Abitur am Straubinger Johannes-Turmair-Gymnasium im Jahre 1988 zuerst Medizin, aber 'nebenbei' besuchte er während seines Medzinstudiums bei Paul Kuen und Raimund Grumbach an der Münchner Hochschule für Musik die Opernschule und studierte dort gemeinsam mit seinem festen Klavierpartner Gerold Huber Liedgesang bei Friedemann Berger. Auch rundete er seine stimmliche Ausbildung in Meisterkursen bei Dietrich Fischer-Dieskau, Elisabeth Schwarzkopf und Inge Borkh ab. Derzeit unterrichtet Christian Gerhaher selbst gelegentlich in ausgesuchten Meisterklassen, er ist Bayerischer Kammersänger, Honorarprofessor der Münchner Hochschule für Musik und Theater sowie Träger des Bayerischen Maximiliansordens für Wissenschaft und Kunst.
Sein Konzertprogramm - nicht nur in der Liedinterpretation, sondern auch auf der Operbühne oder im Oratorium - führt ihn auf alle große Bühnen dieser Welt: in den New Yorker Sälen, im Concertgebouw Amsterdam, in der Kölner und Berliner Philharmonie. Besonders häufig ist er Gast im Wiener Konzerthaus und Musikverein sowie in der Londoner Wigmore Hall - in den beiden Häusern war er in den vergangenen Jahren Artist in residence. Christian Gerhaher ist regelmäßiger Gast bei Festivals wie dem Rheingau Musik Festival, den London Proms, dem Edinburgh und Lucerne Festival oder den Salzburger Festspielen. Link
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2017:
Claude Debussy: Pelléas et Mélisande
Sir Simon Rattle - London Symphony Orchestra, London Symphony Chorus
Magdalena Kožená - Christian Gerhaher - Gerald Finley - Bernarda Fink - Franz-Josef Selig - Joshua Bloom - Elias Madlër
LSO0790 | 822231179023 - Trailer
Im Juni/Juli 2018 feiert Christian Gerhaher sein Rollendebüt als Amfortas in Wagners "Parsifal".
Das Münchner Premieren-Publikum belohnte seine - und die des Jonas Kaufmann u.v.a.m. - sängerische Leistung mit tosendem Applaus, ebenso die des Bayerischen Staatsorchesters unter Kirill Petrenko. Deutliche Buh-Rufe musste der für die Inszenierung zuständige Pierre Audi und der fürs Bühnenbild zuständige Georg Baselitz einstecken.
RePaLis Meinung zu Letzerem: Vielleicht muss man heutzutage solchen Musik-Monstern alle dargestellte Schönheit wegnehmen, denn der "Erlösungs-Gedanke" Wagners ist irgendwie doch sehr anachronistisch .... Deshalb könnte man als Bühnenbild sich einfach einen großen schwarzen Kasten vorstellen.
Über Gerhahers Leistung schreibt br-klassik:
"Christian Gerhaher gibt dem tödlich versehrten Amfortas seine flexible Stimme. Gerhahers Interpretation legt den Fokus auf penible Textdeutung. Man muss sich reinhören. Affekte (Zorn: Ohn‘ Urlaub, Verzweiflung: Oh, Strafe! Strafe ohne Gleichen) bringt Gerhaher feminin weich heraus. Im rigorosen Drang zum Verdeutlichen erinnert er an Fischer-Dieskau. Gerhahers Darstellung ist offen manieriert. In manchen leisen Passagen ist das Sprechen nah und das Singen fern. Gewöhnungsbedürftig ist auch der vibratolose Phrasenbeginn. Kurzum, Gerhaher singt einen reflektierten, affektierten Amfortas. Gerhahers Interpretation ist Geschmacksache. Im dritten Akt streift die Grals-Verzweiflung des Amfortas gar die Karikatur, unwillkürlich fällt mir ein anderer Leidender ein, Sixtus Beckmesser. Doch ungeachtet aller Fragwürdigkeiten bietet Gerhahers Amfortas Nuancen der Textdeutung, von denen andere Amfortas-Sänger nicht einmal zu träumen wagen dürften. Darum ist seine Rollenaneignung zwar unorthodox, doch richtig und hochinteressant."
Gerold Huber jun., nicht nur ein gefragter Liedbegleiter, sondern ein brillanter Pianist, spielte mit Tiefgang und Ausdruck und technisch hervorragend.“ So oder so ähnlich urteilt die Presse immer wieder enthusiastisch über Gerold Huber als Liedbegleiter. In dieser Rolle ist er regelmäßig zu Gast bei Festivals wie der Schubertiade Schwarzenberg, den Salzburger Festspielen, den Münchner Opernfestspielen, bei den Schwetzinger Festspielen und dem Rheingau Musik Festival oder den wichtigsten Konzertsälen wie der Kölner Philharmonie, der Alten Oper Frankfurt, dem Wiener Konzerthaus, dem Wiener Musikverein, dem Concertgebouw Amsterdam, der Londoner Wigmore Hall, in New York in Lincoln Center, Armory oder der Carnegie Hall, dem Salzburger Festspielhaus oder den Konzerthäusern in Essen, Dortmund oder Baden-Baden.
Gerold Huber ist ein gefragter Begleiter und arbeitet mit einer Vielzahl international renommierter Sänger zusammen, darunter Christiane Karg, Christina Landshamer, Ruth Ziesak, Michael Nagy, Maximilian Schmitt, Martin Mitterrutzner und Franz-Josef Selig. Als Kammermusikpartner konzertierte Gerold Huber u. a. mit dem Artemis-Quartett, zudem arbeitet er regelmäßig mit dem Henschel-Quartett, mit Reinhold Friedrich und Maximilian Hornung.
Gekrönt wurde die Saison 2016/17 von drei Konzerten mit Brahms‘ Schöner Magelone in Heidelberg, London und München, bei denen Ulrich Tukur den Erzählerpart übernahm. Im Frühjahr 2017 wurde die CD veröffentlicht. Martin Walser ist hier der Sprecher der auf Ludwig Tieck basierenden Texte, die er in einer eigenen Fassung für Christian Gerhaher und Gerold Huber behutsam ironisiert hat. 2018 geben Gerhaher und Huber weitere Liederabende mit Brahms‘ Schöner Magelone in Bamberg, Frankfurt und Wien. Solistisch widmet er sich vornehmlich den Werken Johann Sebastian Bachs, Ludwig van Beethovens, Johannes Brahms’ und Franz Schuberts. Konzerte führten ihn u. a. in die Münchner Residenz, in das Théâtre municipal de Romains nach Frankreich, zum Kultursommer Kassel oder zum New Zealand Festival in Wellington." Quelle: Künstlersekretariat am Gasteig
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An der Hochschule für Musik Würzburg hat er seit 2013 eine Professor in 'Liedgestaltung' inne. Dennoch findet er immer wieder Zeit, in seiner Heimatstadt bei musikalischen Veranstaltungen in verschiedensten Rollen - etwa Meisterkursen bei Bluval - mitzuwirken.
Gerold Huber über die Art und Weise der Liederarbeitung mit Christian Gerhaher: "Schließlich sollte das Werk den Zuhörer berühren, nicht die Interpreten des Werkes."