Festtag in Regensburg: Neue Synagoge am Mittwoch, den 27. Februar 2019 eingeweiht!

Wir reisen gemeinsam ...

Vergesset nicht Freunde wir reisen gemeinsam besteigen Berge pflücken Himbeeren lassen uns tragen von den vier Winden

Vergesset nicht es ist unsre gemeinsame Welt die ungeteilte ach die geteilte

die uns aufblühen läßt die uns vernichtet diese zerrissene ungeteilte Erde auf der wir gemeinsam reisen

ein Hinweis: Seit der Einweihung der Synagoge wächst diese Seite nun von unten nach oben, denn heute wurde in Regensburg eine neue Seite im Buch gemeinsamen Lebens in Regensburg aufgeschlagen!

Nachtbild Kopie

FreundeV2 Kopie

 

 

 









"... Freunde, wir reisen gemeinsam ..." von  Rose Ausländer (1901-1988)

Nur einen Steinwurf weit vom Dom zu Regensburg hat die jüdische Gemeinde Regensburg nun wieder eine würdigen spirituellen Ort. Bis zu den Novemberpogromen 1938 stand die jüdische Synagoge in der Schäfferstraße, etwa eine Gehminute südlich des jetzigen Standortes. Der Vorgängerbau auf dem nahe gelegenen Neupfarrplatz wurde nach dem Tode Kaiser Maximilian I. im Zuge in einer geplanten Aktion zur Vertreibung der jüdischen Gemeinde (damals ca. 500 Bürger) wie die übrigen Gebäude des Viertels zerstört. Das von den Regensburger Architekten Lydia Lehner und Franz Robold konzipierte Informationszentrum document Neupfarrplatz stellt heute multimedial die 2000-jährige Geschichte des Platzes dar. In den unterirdischen Schauräumen sind Mauern des römischen Legionslagers, drei Keller des mittelalterlichen Judenviertels, Fundamente der Neupfarrkirche und Teile eines 1940 erbauten Ringbunkers zu sehen. Ein Dokumentarfilm führt den Besucher virtuell durch die Zeiten. Der israelische Künstler Dani Karavan machte den Grundriss der Synagoge durch ein am 13. Juli 2005 eingeweihtes begehbares Bodenrelief aus weißem Beton sichtbar. Quelle: Wikipedia zu "Neupfarrplatz".

Doch weist das Gedicht der Rosa Ausländer - selber in einer weltoffenen, liberal-jüdischen Tradition aufgewachsen - weit über jüdisches Leben hinaus: WIR reisen gemeinsam! Zu "WIR" gehören hier in Regensburg jedenfalls Katholiken, Evangelisch-Lutherische, Moslems uvam. Wenigstens und vorerst soll dies in diesem Beitrag durch die folgenden Verlinkungen Ausdruch finden:

Fotos: pk

Webseiten der christlichen Gemeinden Regensburgs: Link1 - Link2 - Li...

Webseite der jüdischen Gemeinde Regensburg: Link

Webseite der Ditib Türkisch-Islamischen Gemeinde: Link

Webseite des buddhistischen Zentrums Regensburg: Link

Abschließend - vorerst - und bemerkenswert: Der Mönch Arnold von Vohburg berichtet von einem jüdisch-christlichen Dialog um 1130. Ob in Regensburg jemand die Kraft hat,  im 21. Jahrhundert - also fast tausend Jahre später - einen interreligiösen, vielleicht sogar überreligiösen Dialog zu begründen? Gesprächsgrundlage könnten etwa Yuval Noah Hararis "21. Lektionen für das 21. Jahrhundert" sein. Harari ist ein 1976 in Haifa geborener israelischer Historiker, dessen aktueller, programmatischer Leitsatz auf seiner Webseite sehr gut zu "... wir reisen gemeinsam ..." passt:

“Die Geschichte begann, als die Menschen Götter erfanden, und [die Reise] wird enden, wenn die Menschen zu Göttern werden.” 

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Freudentag für Jüdische Gemeinde

synagoge richtfest regensburg

Neue Synagoge in Regensburg hat Richtfest gefeiert
In Regensburg hat die Jüdische Gemeinde am Mittwoch das Richtfest für den Bau einer neuen Synagoge gefeiert. Der Rohbau ist fertig, die Einweihung des Gebetshauses ist an einem geschichtsträchtigen Datum geplant.

Bild: BR/Thomas Muggenthaler

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Über die neue Synagoge

Nachdem die Regensburger Synagoge im Dritten Reich zerstört wurde, soll sie nun auf ihrem angestammten Platz am Brixener Hof wieder aufgebaut werden. Um diesen Bau zu finanzieren, sammelt der Förderverein Neue Regensburger Synagoge e.V., ein Zusammenschluss nicht-jüdischer Bürgerinnen und Bürger, Spendengelder, um so der jüdischen Gemeinde ihre Synagoge zurückzugeben und dem jüdischen Glauben wieder einen festen Platz im Regensburger Stadtbild zu überlassen. 2019 soll der moderne Bau nach einem Entwurf von Staab Architekten seine Pforten öffnen.

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Der Verein
Im Herbst 2012 begannen wir Gespräche mit Multiplikatoren der Regensburger Stadtgesellschaft aus Politik, Hochschulen, Kirchen u. Ä. zur Gründung eines Unterstützerkreises. Ein erstes Treffen von ca. 30 Persönlichkeiten fand am 1. 3. 2013 statt. Im Anschluss an die ersten beiden Treffen und infolge weiterer Gespräche mit zentralen Persönlichkeiten der Stadtgesellschaft entstand der Wunsch und die Notwendigkeit, einen gemeinnützigen eingetragenen Verein zu gründen, um selbständig Veranstaltungen durchführen, Spendenquittungen ausstellen und effektiverÖffentlichkeitsarbeit betreiben zu können. Dem folgte dann die Gründung des Vereins mit Namen „Förderverein Neue Regensburger Synagoge“ am 15. 11. 2013, dem alle Bürgerinnen und Bürger, die mithelfen möchten, dass Regensburg nach der Zerstörung 1938 wieder eine Synagoge erhält, beitreten können.

Webseite des Vereins: Link

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Judische Gemeinde Regensburg 1912

1822 wurde der bis heute bestehende Friedhof an der Schillerstraße, am Westende des Stadtparks, angelegt. 1832 folgte die Errichtung einer jüdischen Volksschule, 1841 die Einweihung eines Betsaals in der Unteren Bachgasse. In den zehn Jahren vor der Reichsgründung verdreifachte sich die Mitgliederzahl der jüdischen Gemeinde Regensburgs von 150 auf 430; das Stadtrabbinat wurde zum Distriktsrabbinat erhoben.

Im Zuge des Aufstiegs des Nationalsozialismus kam es bereits 1924 und 1927 zu ersten Schändungen des neuen Judenfriedhofs. Nach der Machtübernahme wurden 107 Regensburger Juden inhaftiert. Nationalsozialistische Schlägertrupps zerstörten jüdische Geschäfte und bedrohten deren Kunden – in besonders spektakulärer Weise am 29. März 1933, als sich SA-Leute mit einem Maschinengewehr vor dem Zugang zum in jüdischem Eigentum befindlichen Kaufhaus Merkur postierten. 1934 durften Juden nicht mehr am Städtischen Markt handeln, 1936 nicht mehr im Städtischen Schlachthaus. Insgesamt glückte 233 Personen die Emigration.
Im Zuge der Novemberpogrome 1938 wurde die Synagoge in der Schäffnerstraße in einer planmäßig durchgeführten Aktion niedergebrannt und zerstört. An der Zerstörung waren weit über 100 Schüler der NSKK-Ausbildungsstätte beteiligt. Trotz relativ geringer Mitgliederzahl, der obendrein ungünstigen demographischen Struktur und der dadurch bedingten problematischen Finanzsituation entfaltete sich in Regensburg bald wieder jüdisches Gemeindeleben. Großer Wert wurde dabei traditionell auf Bildung und Erziehung gelegt. Bereits 1951 bzw. 1953 entstand wieder ein eigener jüdischer Kindergarten bzw. eine hebräische Schule. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs und der damit verbundenen Zuwanderung aus den Staaten Osteuropas ist wieder ein Anstieg der Mitgliederzahl der Jüdischen Gemeinde Regensburg auf knapp 1000 Mitglieder zu verzeichnen. Dazu kommen 200 bis 300 Personen, die insbesondere wegen fehlender Papiere noch keine Anerkennung als Juden erhalten haben. Zum Umfeld der Gemeinde gehören weitere 200 Personen, vor allem nicht-jüdische Familienangehörige. Bis zu seinem Tode im Jahr 2007 war Otto Schwerdt langjähriger Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Regensburg.

Bild: aus dem Archiv der jüdischen Gemeinde Regensburg (Foto: pk)

Quelle: Wikipedia

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Über die jüdische Gemeinde Regensburg

Bereits um das Jahr 1000 bestand in Regensburg eine voll strukturierte Gemeinde; sie verfügte über eine Synagoge, eine Schule, ein Zivilgericht sowie in dem Waldstück Argle bei Großberg über einen Friedhof. Der Mönch Arnold von Vohburg berichtet von einem jüdisch-christlichen Dialog um 1130.
Anfang des 13. Jahrhunderts erwarb die Gemeinde von den Klöstern Emmeram und Obermünster mehrere Grundstücke.
1227 wurde die Synagoge fertiggestellt, nach Köln, Trier, Speyer und Worms erst die fünfte im Reich. Die Baumeister kamen von der Dombauhütte zu Reims und schrieben insofern Architekturgeschichte, als sie erstmals im gesamten Donauraum sowohl die Gotik als auch die zweischiffige Hallenkirche einführten. Die christliche Baukunst sollte sich in der Folgezeit in starkem Maße an der hier erstmals anzutreffenden neuen Formensprache orientieren. Einflüsse lassen sich etwa am Südportal von St. Ulrich oder im Kreuzgang von Kloster Emmeram nachweisen. Die Dominikanerkirche wie auch der Dom wurden wenige Jahrzehnte nach der Synagoge als erste Regensburger Kirchen vollständig im gotischen Stil erbaut. Die Synagoge bot über 300 Sitzplätze.
Nach zwei vergeblichen Anträgen beim Kaiser, die Ausweisung der Juden zu erlauben, nutzte der Rat der Stadt Regensburg das nach dem Tod von Kaiser Maximilians I. am 12. Januar 1519 entstandene Macht-Vakuum und ließ der jüdischen Gemeinde am 21. Februar den Beschluss zur Räumung der Synagoge und zur Ausweisung der Juden überbringen. Überbringer des Beschlusses, der schon am 6. Februar gefallen war, war der kaiserliche Reichshauptmann Thomas Fuchs von Wallburg, der bei der Beschlussfassung selbst nicht anwesend war, die Absichten der Stadt aber gefördert hatte. Seine Rolle bei der Vertreibung der Juden war also zwielichtig. Dafür spricht auch, dass sich sein Name auch auf der Bodenplatte der an Stelle der Synagoge neu errichteten Wallfahrtskapelle eingraviert findet. Binnen zweier Wochen mussten die Juden die Stadt verlassen. Zwei „Kindbetterinnen“ verloren bei der Vertreibung ihr Leben. Teilweise fanden die Ausgewiesenen in den heutigen Stadtteilen Stadtamhof und Sallern Zuflucht, von wo sie aber bereits 1555 bzw. 1577 weitervertrieben wurden.
In geringem Umfang ist jüdisches Leben in Regensburg erst wieder ab 1669 nachzuweisen. Damals wirkte Rabbi Isaak Alexander dort – der erste Jude, der philosophische Werke auf Deutsch veröffentlichte. Als Versammlungs- und Betstätte diente der Gemeinde 140 Jahre lang ein Haus in der Straße Hinter der Grieb.
1813 verlieh das Königreich Bayern den Juden das Bürgerrecht (Bayerisches Judenedikt von 1813); gleichwohl blieben zahlreiche Niederlassungs- und Heiratsbeschränkungen erhalten.

Quelle: Wikipedia